
Ein gelebter Kontinuierlicher VerbesserungsProzess beinhaltet, dass Probleme und Potenziale im Tagesgeschäft identifiziert und systematisch angegangen werden. Eine Organisation sollte aber nicht darauf warten, bis die notwendigen Strukturen und Routinen etabliert sind.
„Verschwendung“ bzw. Verbesserungspotenziale können auch in Prozessabläufen identifiziert bzw. lokalisiert werden. Der Kern von Lean ist schließlich auch die Prozessorientierung. Die Potenziale sind besonders bei langen, häufig wiederkehrenden Prozessen oft immens, deren Realisierung ist jedoch erfahrungsgemäß langwieriger und aufwändiger. Denn es erfordert Methodenkompetenz, die Beteiligung verschiedener Funktionen bei der IST-Aufnahme sowie Entscheider und Umsetzer aus unterschiedlichen Abteilungen. Gleichzeitig können nicht alle Betroffenen direkt eingebunden werden.
Gerade beim Starten von Lean bzw. KVP-Initiativen gilt es,
- Mitarbeitende zu sensibilisieren und von Anfang an einzubinden,
- Betroffene zu fragen, wo denn der Schuh am meisten drückt,
- den Ball der Verbesserung ins Rollen zu bringen,
- erste kleine, aber spürbare Verbesserungserfolge zu erzielen
- und so Akzeptanz oder sogar Begeisterung für die Methodik zu schaffen.
Der einfachste und effektivste Weg, alle Teammitglieder von Angang an mitzunehmen, ist eine Potenzialsammlung im Rahmen eines moderierten Kurz-Workshops. Nach einer kurzen Einführung frage ich: Welche „Verschwendung“, welche Zeitfresser, welche Fehlerquellen und Stressteufel erkennt ihr in eurem direkten Arbeitsumfeld?
Die Antworten werden vorgestellt und geclustert. Daraus lassen sich dann wiederum Handlungsfelder ableiten, die nach Aufwand und Nutzen priorisiert werden.
Letztlich bietet dieses Vorgehen den Mitarbeitenden einen (oft lang herbeigesehnten) sicheren Raum, „sich mal auszukotzen“ – allerdings strukturiert und zielgerichtet! Und das gibt der Sache oft schon einen gehörigen Motivationskick, beim KVP mitzumachen.
Natürlich ist es wichtig, dieser Potenzialsammlung dann auch echte Taten (sprich: Verbesserungsaktivitäten und systematische Problemlösungen) folgen zu lassen. Aber es ist ja auch nur der erste Schritt.
Übrigens ergeben sich bei solchen Potenzialabfragen häufig Probleme, die nur auf Prozess-Ebene gelöst werden können. Und wenn diese hoch priorisiert sind, sollten sie auch angegangen werden.
Zu Beginn geht es aber darum, wenige und vermeintlich kleine Probleme anzugehen, die einen großen negativen Effekt auf die Arbeitsergebnisse haben und zugleich vom Team weitgehend selbst gelöst werden können.
Werden bei euch schon Zeitfresser, Fehlerquellen und Stressteufel systematisch aufgespürt?
Oder verharrt ihr noch im Hamsterrad?
Wenn nicht jetzt, wann dann?