
In meinen Trainings zum Kontinuierlichen VerbesserungsProzess (KVP / Kaizen) erzähle ich häufig diesen Witz, den ich als Gleichnis nutze, auch wenn es ein wenig martialisch klingt.
Es wird ein „Schuh“ daraus, wenn man die beiden Männer als Symbol für zwei Unternehmen im Wettbewerb sieht und den Löwen symbolisch als eine große Bedrohung für die beiden Unternehmen betrachtet. Denn so wie man in der afrikanischen Steppe mit Löwen rechnen muss, so muss ein Unternehmen sowohl auf plötzliche als auch auf schleichende Bedrohungen reagieren können, seien es Veränderungen der Rahmenbedingungen, disruptive Geschäftsmodelle oder geopolitische Ereignisse.
Der Mann mit den Turnschuhen war offensichtlich besser für die Steppe vorbereitet, indem er Laufschuhe mitgenommen hat. Klar, ein Geländewagen und ein Gewehr wären sicherlich noch hilfreicher gewesen, um sich gegen Angriffe von Raubtieren zu wappnen. Aber auch in der unternehmerischen Realität hat man nicht immer alle Mittel zur Verfügung.
Die Turnschuhe stehen aus meiner Sicht sinnbildlich für die Fähigkeiten einer Organisation, agil zusammenzuarbeiten, proaktiv mit Herausforderungen umzugehen und Probleme schnell zu lösen, wobei die Turnschuhe selbst nur das Handwerkszeug darstellen. Es kommt vielmehr auf die Fähigkeiten, Haltungen und Motivationen der Menschen an, die das Handwerkszeug anwenden. Ein übergewichtiger, untrainierter Mensch läuft auch in den besten Laufschuhen vermutlich nicht schneller als ein trainierter Sportler in Sandalen.
Training braucht Zeit, je nach Ausgangssituation und vorhandener Unternehmenskultur. Je früher man in „guten Zeiten“ damit anfängt, desto besser. Schließlich erscheint es wenig erfolgversprechend, erst mit dem Trainieren anzufangen, wenn uns der Löwe bereits gegenübersteht.
Leider hat sich so manches Unternehmen, das sich jetzt größten Herausforderungen ausgesetzt sieht, viel zu lange auf die Verwaltung bzw. Absicherung bisheriger Erfolge und eher auf punktuelle, strukturelle Aktivitäten mit monetär bewertbaren Effekten konzentriert, ohne auf bestehende Prozesse zu schauen und die Lust nach kontinuierlicher Verbesserung zu entfachen. Sowohl Chancen als auch Bedrohungen oder Probleme werden dann viel zu spät erkannt und angegangen. Wir alle wissen: Steht man dem „Löwen“ erst einmal gegenüber, fällt es schwer, gemeinsam klug und weitsichtig zu handeln. Die Individuen handeln gemäß ihrer „Überlebensinstinkte“ ziellos; sie fliehen, greifen an oder stellen sich tot.
Wenn hingegen eine Organisation mit allen beteiligten Menschen fit darin ist, Probleme frühzeitig zu erkennen und zu lösen, Arbeitsstrukturen und Prozesse kontinuierlich zu verbessern und Herausforderungen systematisch zu meistern, dann wohnt in ihr meist auch die mentale Stärke, mit unvorhergesehenen Krisen und Ereignissen besonnener und klüger umzugehen.
Hat sich euer Unternehmen schon passende Turnschuhe besorgt und angefangen, mit euch zu trainieren?
Wenn eine Organisation einen Schritt voraus sein oder/und schnell auf Unvorhergesehenes blitzschnell reagieren will, muss sie vielfältige Kompetenzen erlernen bzw. weiterentwickeln, beginnend bei der Anwendung von Methoden aus dem Agile- und Lean-Werkzeugkoffer (z. B. Prozessverbesserung, PDCA-Zyklus, …) über Strukturen und Routinen (z. B. Regelkommunikation) bis hin zur Selbstorganisation und einem angemessenen Zusammenspiel der verschiedenen Rollen (Führungskräfte, Multiplikatoren/Prozessbegleiter, Mitarbeitende).